Warum wir ihn lieben?
Im März sprießten die Reben auf, als würden sie rebellieren, gefolgt von einem gnadenlosen, trockenen und mediterran-heißen Sommer. Die Trauben trotzen allen Widrigkeiten und präsentierten sich so gesund wie ein Fitnessguru. Um die Rebellenreben zu beruhigen, mussten die Johns den Ertrag kastrieren, als wäre dies der einzige Weg, um sie in Schach zu halten.
Die Lese begann früher als der aufmüpfige Volnay in Burgund, was für Frank John so etwas wie der revolutionäre Maßstab ist. Eine ultrafrühe Lese also, damit Frank John stolze 12,5% vol. Alkohol erreichen konnte, ohne jegliche Zugeständnisse an die Schönheit.
Eine wilde, fünfwöchige Maischegärung, bei der der Tresterhut von Hand im offenen Holzcuve gestoßen wurde. Etwa 75 Prozent der rebellischen Trauben wurden ganz in die Gärung geworfen, um die Frische zu zelebrieren. Der Wein reifte hauptsächlich in 500-Liter-Tonneaux, als ob er sich in einem revolutionären Versteck verbergen würde, für bis zu zwei Jahre. In den Tonneaux herrschte eine rebellische, reduktive Atmosphäre, die den geringen Einsatz von Schwefel ermöglichte. Und was kam dabei heraus?
Schmeckt nach
Ein Spätburgunder, so provokant wie ein politischer Aktivist, mit einem Hintergrund aus Holz, während die Frucht ihre Freiheit im Vordergrund genießt. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich der 2018er-Jahrgang ein wenig weniger blumig. Die Nase wird dunkler, kirschiger, begleitet von Schattenmorelle, Hagebutte, warmem Sandstein und einem Hauch von Unterholz – alles natürlich mit dem rebellischen Charme und der Affinität eines echten Burgunders.
Dies wird vor allem im Mund deutlich, wo der Wein wieder zu seinen Wurzeln findet – rote Früchte, Verspieltheit und eine Prise Revolution. Himbeere, Rappenwürze, Nelkenpfeffer und feines Süßholz – eine geschmackliche Revolte. Tragende, vibrierende Säure, die diesmal im Hintergrund lauert und subtiler daherkommt als im Vorjahr. Ein wahrhaft rebellisches Wunderwerk. Neben Holger Kochs Pinots ist dies der Punkrock der Spätburgunder-Welt in dieser Preisklasse.
STECKBRIEF
WINZER: Frank John
WEINKATEGORIE: Rotwein
REBSORTE: Pinot Noir
WEINTYP: trocken
AUSBAU: Holzfass
JAHRGANG: 2018
LAND: Deutschland
ANBAUGEBIET: Pfalz
ORT: Neustadt/Königsbach
CHARAKTERISTIK: elegant, würzig
ANBAU: biologischer Anbau, Demeter, DE-ÖKO-003
ALKOHOL: 12,5%
FÜLLMENGE: 0,75l
TRINKTEMPERATUR: 16-18°C
GLAS: Burgunderglas Spiegelau
DEKANTIEREN: Ja
ALTERUNGSPOTENTIAL: 10 Jahre+
ESSENEMPFEHLUNG: Thunfisch Filet gegrillt, geschmortes Rindfleisch mit Cous Cous
ZUSATZSTOFFE: enthält Sulfite
Frank John, Hirschhornring 34, 67435 Neustadt/Königsbach, Deutschland